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Sonntag, 07 Juni 2020 11:11

Pavillon im Fokus: Die Schweizerische Eidgenossenschaft

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Holz gilt nach wie vor als einer der nachhaltigsten Baustoffe. Das wusste man auch schon im Jahr 2000. Nicht ohne Grund baute die Schweizerische Eidgenossenschaft einen komplett recyclebaren Pavillon.

Heute erfahrt ihr in unserer Serie "Pavillon im Fokus", wie es gelang, Klang und Holz miteinander zu verbinden.

Bereits 1995 sprach sich der Bundesrat der Schweiz für eine Teilnahme an der EXPO 2000 aus. Drei Jahre später wurde die Teilnahme dann durch einen Parlamentsbeschluss bestätigt.

Der Entwurf für den Nationenpavillon stammte vom renommierten Architekten Peter Zumthor. Sein Projektentwurf mit dem Arbeitstitel "Batterie" setzte sich gegen insgesamt 129 andere Projekte im Rahmen eines zweistufigen Wettbewerbs durch.Zumthor und sein Pavillon

Der Schweizer Pavillon wurde, bis auf die Gastronomiebereiche, komplett aus Holz gebaut. Insgesamt wurden knapp 3.000 Kubikmeter gestapelten Holzes für den Bau des 55 Meter breiten und neun Meter hohen Pavillons verwendet.

Durch Öffnungen an allen Seiten wollte man die Offenheit der Eidgenossenschaft verdeutlichen. Im Laufe der EXPO 2000 zeigte sich aber auch ein positiver Nebeneffekt dieser Bauweise, da sich vor dem Schweizer Pavillon praktisch keine langen Warteschlangen gebildet hatten. Einige Besucherinnen und Besucher nutzten sogar die Möglichkeit den Pavillon so mehrmals zu besuchen.

Neben der Holzbauweise verfügte der Pavillon über ein weiteres Highlight. Er war erfüllt mit Klängen und sollte , so Zumthor, "ein Ort der Entspannung sein, in dem die Besucher flanieren, sich gehen lassen und Klänge entdecken können."

 

"Ein Fest für alle fünf Sinne"

Wer den Pavillon der Schweiz also betrat, konnte in diesem hölzernen Klangkörper aus Lärchen- und Föhrenstämmen hören, wie lebendig ein Gebäude aus Holz sein kann. Die meisten der Projekte der Schweiz, die am Nationentag gefeiert worden sind, waren daher auch ökologischen Themen gewidmet. Die Projekte reichten von recyclebaren Möbelbezügen bis zu intelligenten Anwendungen der Solarenergie.

Zwischen den Holzstapeln führten Gänge ins Innere des begehbaren Musikinstruments und ließen Licht, Luft und Sonne hinein. Auf diese Weise taten sich Zwischenräume auf, wovon sechs davon sogenannte "Klangräume" waren. Hier verwandelten Akkordeon- und Hackbrettspieler den Pavillon in einen "Klangteppich", wechselnde Solisten sorgten für immer neue "Muster" in den Geweben. Passend erschienen dazu an den Wänden zahlreiche literarische Collagen als Leuchtschrift in den vier Landessprachen.

Wer von all dem Flanieren und Lauschen Hunger bekam, konnte sich im Snackbereich dann mit Allerlei Dingen versorgen. Vom "Schweizer Spezialitätenteller" mit Produkten aus der Schweiz, über Bündnerfleisch, bis hin zu Vollmondbier und Heiße Schoggi mit Vanille.

Der Schweizer Pavillon vermittelte durch all seine Facetten Entspannung und Überraschung, Begegnung und Dialog, Information und Erlebnis. Architektur, Literatur, Musik und Gastronomie verbanden sich zu einem Gesamtkunstwerk, das alle Sinne angesprochen hat.

 

Das Leben des Pavillons nach der EXPO 2000

Nach dem Ende der Weltausstellung wurde der "Klangkörper" abgebaut. Teile des Holzes wurden dann an zahlreiche Käufer in Europa verkauft. Ein Großteil des Holzes wurde aber in der Schweiz selbst wiederverwendet. Im Zuge der Schweizer Landesausstellung EXPO.02 wurde es bei der Erstellung des Kugelhauses "Le Palais de l’Equilibre" verwendet. Nach dem Ende der EXPO.02 gelangte das Kugelhaus dann an seinen heutigen Ort vor dem Besucherzentrum des CERN bei Genf.

Die Geschichte des Schweizer Pavillons zeigt das Nachnutzung nicht unmöglich ist. Vielmehr ist es eine der Erfolgsgeschichten der EXPO 2000.

Gelesen 5532 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 10 Juni 2020 10:09
Maurice Semella

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